Was ist das Aujetzky-Virus und warum ist es so gefährlich?

Es gibt viele Gerüchte darüber, warum Hunde- und Katzenhalter kein rohes Schweinefleisch füttern sollten. Von „das kann der Hund nicht verdauen“ bis hin zu „das löst Allergien aus“ habe ich schon vieles gehört. In jedem Gerücht steckt bekanntlich ein Körnchen Wahrheit. Dieses findet sich bei all diesen Halbwahrheiten allerdings nicht in ihren Begründungen, sondern in der Tatsache, warum sie entstanden sind: Hunde und Katzen sollten kein rohes Schweinefleisch fressen. Der Grund dafür liegt allerdings nicht in fehlenden Enzymen – es gibt kein Enzym, das Schweine- von Rinderfleisch unterscheiden kann! – oder in allergieauslösenden Stoffen, sondern an dem so genannten „Aujetzky-Virus“.

Was ist das Aujetzky-Virus

Das Aujetzky-Virus ist ein Herpesvirus, dessen Hauptwirt das Schwein ist, deswegen nennt man es auch das „Suid Herpes Virus 1“, „Schweine Herpes Virus Typ 1“. Beim Schwein ist die Palette der Symptome recht groß: Sie reicht von klinisch nicht in Erscheinung tretenden Infektionen, über Beschwerden im Atmungsapparat und Fehlgeburten, bis hin zu zentralnervösen Störungen. Jedoch überleben die Schweine in der Regel die Virusinfektion, während es für andere Tierarten, darunter eben auch für unseren Haushund und unsere Katze, zum Tod innerhalb von wenigen Tagen führen kann.

Die Symptome bei Hund und Katze

Katze und Hund sind für das Aujetzky-Virus ein s.g. „Endwirt“, das bedeutet, dass sie sich zwar mit dem Virus infizieren und daran erkranken können, sie es allerdings nicht wieder ausscheiden. Wenn Hunde und Katzen das Virus aufnehmen, dauert es ca. zwei Tage bis die Aujetzky`sche Krankheit ausbricht. Die Tiere bekommen eine Gehirn- und Rückenmarksentzündung, an der sie innerhalb von wenigen Tagen sterben. Zu Beginn ähneln die Symptome denen der Tollwut, weswegen Aujetzky auch als „Pseudowut“ bekannt ist. Die ersten Veränderungen bemerkt der Hundehalter in der Regel am Verhalten seines Tieres: Es wird unruhig, reagiert unter Umständen sogar aggressiv oder es zeigt das genaue Gegenteil und wird auffällig schlapp und antriebslos. Während diese Symptome noch relativ unspezifisch sind, sollte plötzlich eintretender, sehr starker Juckreiz Ihre Alarmglocken schrillen lassen. In Kombination mit Erbrechen, Durchfall und Speicheln sind diese Symptome typisch für Aujetzky, und sie sollten Ihren Liebling schnellstmöglich zum Tierarzt bringen.

Aujetzky Bekämpfung

Allerdings kann der Tierarzt Ihren Hund oder Ihre Katze nicht mehr retten, sondern Ihr Haustier nur schnellstmöglich von seinem Leid erlösen. Zum einem gibt es kein wirksames Heilmittel gegen die Aujetzky´sche Krankheit, und zum anderen ist dem Tierarzt ein Behandlungsversuch sogar gesetzlich verboten, weil es sich bei der Pseudowut um eine anzeigepflichtige Tierseuche handelt. Für die Bekämpfung von Aujetzky müssen sich die Landwirte und die Tierärzte an die „Verordnung zum Schutz gegen die Aujetzky Krankheit“ halten, die ihnen unter anderem untersagt, verdächtige Tiere zu behandeln, gegen das SuHV1 zu impfen oder gar einen Verdacht zu verschweigen. Auch wenn diese Regelungen auf den ersten Blick hart wirken, so haben wir es ihnen zu verdanken, dass wir inzwischen seit mehr als zehn Jahren in Deutschland keine Antikörper mehr gegen Aujetzky feststellen konnten, was allerdings nur die Hausschweine betrifft und nicht die Wildschweine.

Wie schütze ich meinen Hund vor Aujetzky

Das gefährliche am Aujetzky Virus ist, dass es lebenslang in infizierten Schweinen schlafen kann und es selbst im geschlachteten Schwein noch monatelang infektiös ist. Zwar haben wir in Deutschland Aujetzky-Freiheit bei den Hausschweinen, jedoch bleibt immer das Restrisiko bestehen, dass sich unsere Schlachtschweine wieder neu mit dem Virus infizieren. Da Aujetzky für den Menschen relativ ungefährlich ist, wird es nicht standardmäßig im Schlachthof untersucht, sondern nur stichprobenartig und bei Verdachtsfällen. Die sicherste Methode ist also, unseren Hunden und Katzen kein rohes Schweinefleisch zu füttern. Außerdem sollten Sie darauf achten, dass Ihr Hund keinen Kontakt zu Wildschweinen hat – egal ob lebende oder tote. Alle Fälle von Aujetzky beim Hund in den letzten zehn Jahren haben Jagdhunde betroffen. Das Risiko beim Füttern von rohen Schweinefleisch kann zwar als relativ gering eingeschätzt werden, jedoch würde ich auf Nummer sicher gehen und Schweinefleisch vor dem Verfüttern immer erhitzen.

Update 29.10.2015

Bei Diesdorf wurde ein erlegtes Wildschwein positiv auf das Aujetzky-Virus getestet. Das Veterinäramt bittet die Jäger bei der Beobachtung zu helfen. Achten Sie bitte noch besser darauf, Ihren Hunden und Katzen kein rohes Schweinefleisch zu füttern.

Quelle: www.barfinfo.de

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