Da wir Zwingerhaltung strikt als nicht artgemäß ablehnen, leben unsere Hunde mit uns im gemischten Mensch-Hund-Rudel.
Wie schon an anderen Stellen erwähnt, sind Lakies sehr selbstbewusst und eifersüchtig auf ihr Revier bedacht, so dass man innerhalb eines Rudels nur sehr wenige miteinander halten kann, ohne Auseinandersetzungen zu riskieren.
Um einerseits züchten zu können, andererseits jedoch unseren Hunden ein lebenslängliches Dasein in menschlicher Gemeinschaft zu garantieren, haben wir unsere Hunde sozusagen als "längerfristige Leihgabe". Sie leben einfach länger mit uns als diejenigen Welpen, die im Alter von 8-10 Wochen umziehen in ihr neues Zuhause.
Unsere Hunde wechseln in ihr neues Heim erst im Alter von 4, 5 oder mehr Jahren, einem Alter, wo sie gerade erst "aus dem Gröbsten raus" sind, wenn man an die Lebenserwartung von 14, 15 oder gar mehr Jahren denkt.
Es kann also große Vorteile haben, einen erwachsenen, stubenreinen Hund mit ordentlichen Manieren zu bekommen.
Alter, Wohnverhältnisse oder berufliche Bedingungen machen es u.U. schwer oder gar unmöglich, aus einem Welpchen einen "anständigen Hund" zu machen.
Erziehung erfordert viel Zeit, sehr viel Geduld sowie einiges an Fachwissen und persönlichen Fähigkeiten wie z.B. Konsequenz. Und es ist um ein vielfaches leichter, eine vorhandene, gute Erziehung zu erhalten, als einen so selbstbewussten Hund wie den Lakeland Terrier gut zu erziehen.
Für manche Gelegenheiten also kommt so ein "gebrauchsfertiger Hund" passend wie ein Lottogewinn mit sechs Richtigen.
Der erwachsene Hund kennt die menschlichen Spielregeln, kann mit den meisten Situationen des Alltags umgehen, ist stubenrein und auch sonst relativ bequem zu händeln.
Man sieht was man hat, körperlich wie wesensmäßig. Der erwachsene Hund ist auf HD und PL untersucht und hat außer einem vernünftigen Alltagsverhalten meistens auch den einen oder anderen Ausstellungserfolg.
Geklaute Socken, angenagte Tischbeine und Pfützen auf dem Teppich gehören im Leben eines solchen Hundes längst der Vergangenheit an. Brav und als angenehmer Zeitgenosse teilt er sein Leben mit den Zweibeinern.
Nun ist ein erwachsener Hund nicht anders als ein Mensch eine ausgereifte Persönlichkeit. Mit Ecken und Kanten. Viel wichtiger als beim Kauf eines Welpen, der ja noch wachsweich und formbar (auch VERformbar) ist, ist hier ein gründliches Kennenlernen zwischen Hund und eventuellem künftigen Zweibeiner. BEVOR eine endgültige Entscheidung über den Umzug des Hundes getroffen wird.
Dies geschieht etappenweise und an verschiedenen Orten. Und schließt explizit die Möglichkeit ein, jederzeit von der Idee wieder Abstand zu nehmen. Dann wenn ausreichend Sympathie und Liebe für gerade dieses Individuum vorhanden sind, wird es in Zukunft zu einer guten Partnerschaft zwischen Hund und neuem Zweibeiner kommen. Ist diese Voraussetzung nicht gegeben, sollte man rechtzeitig von dieser Verbindung Abstand nehmen.
Häufig wird mir an dieser Stelle die Frage gestellt, ob der Hund, der erst erwachsen in sein endgültiges Heim umzieht, nicht furchtbar traurig sei. Nein, das ist er nicht.
1. zieht der Hund nach dem oben erwähnten etappenweisen Kennenlernen ja weder zu völlig fremden Menschen, noch (meistens) in eine total fremde Umgebung.
2. Viele Hundebesitzer überschätzen ihre Bedeutung für ihren Hund ungemein. Auch der Hundebesitzer ist austauschbar. Wenn ein anderer Zweibeiner nett ist, mit dem Hund spazieren geht, Futter und Streicheleinheiten verteilt, ist der Hund vollkommen zufrieden.
3. Der Hund erfährt schon per se eine unglaubliche Verbesserung seiner Lebenssituation: Er wird ein Einzelhund! So gern er draußen mit anderen spielt (sofern er gut sozialisiert ist), so ungern teilt er das eigene Revier. Und nun stehen Körbchen, Futter und sämtliche verfügbaren Streicheleinheiten ihm alleine zu... Wow!
Der Hund also übersteht seinen entsprechend vorbereiteten Umzug total unbeschadet.
Mir geht es ein wenig anders. ICH habe mich natürlich intensiv an das Hundchen gebunden, welches sich seit kleinstem Welpenalter oder gar seit seiner Zeugung in meinen Händen befindet. Und mir fällt diese Trennung wirklich schwer. Aber dafür bin ich eben ein Mensch. Und in der Verpflichtung, das für meinen Hund richtige zu tun. Und wenn ich züchten möchte ohne Zwingerhaltung, dann nehme ich diesen Trennungsschmerz im Interesse meines Hundes in Kauf.
Da ich zum Zeitpunkt des Wechsels aber längst sicher bin, dass der Hund in ein wirklich tolles Heim kommt (sonst würde ich ihn gar nicht gehen lassen), vergeht dieser Trennungsschmerz aber schnell, denn letztlich bin ich immer dann glücklich, wenn es "meinen" Hunden gut geht. Auch wenn sie dann woanders wohnen.
In einem erzogenen, trainierten Hund steckt also außer sehr viel Liebe auch eine Menge Arbeit. Er hat also seinen ganz eigenen Wert.
In namhaften Hundeschulen haben Erziehungskurse "Hund mit Besitzer" von nur 8-10 Tagen Dauer einen Preis von 479 - 720 EUR. (Hinzu kommen Reisespesen und Unterbringung in dieser Zeit). Beispiele gefällig? Bitte sehr:
So wird man nicht erwarten können, einen ausgebildeten Hund zum Preis eines Welpen zu bekommen. Im Einzelfall werden wir uns diesbezüglich aber ganz sicher einig werden, wenn Hund und neuer Mensch wellenlängenmäßig miteinander harmonieren.