Sie haben sich nun gründlich über die Herkunft des Lakeland Terriers informiert, ebenso
über seinen Charakter.
Sie wissen, dass die Aufgabe des Lakelands bis vor ca. 75 Jahren hauptsächlich darin
bestand, nicht nur Kleinwild, sondern auch kräftige Dachse und große Füchse in ihrem
Bau zu stellen, das Tier zu töten und es herauszuziehen.
Ihnen ist gegenwärtig, dass sich die “Charakterbildung” Ihres künftigen Hundes aus den
drei Faktoren
genetische Wesensanlage,
Prägung in Lebenswoche 4-7 und
Erziehung/Sozialisierung ab Lebenswoche 8
zusammensetzt.
Unter Berücksichtigung der beiden letztgenannten Erkenntnisse haben wir uns seit
Beginn unserer Zucht (1985) entschieden, unsere Hunde in einem gemischten
Mensch-Hund-Rudel ohne Zwinger zu halten. D.h. all unsere Hunde leben mit uns in
Haus und Garten und begleiten uns überall hin, sofern es irgend möglich ist. Da wie für
Kinder auch bei Hunden die Regel gilt: “Wer sich am besten benehmen kann, genießt die
meiste Freiheit”, halten wir eine grundlegende Erziehung für unerlässlich. Da überdies
Zuchthündinnen miteinander nicht sehr verträglich sind, sind einem bei dieser Form der
Hundehaltung sehr enge Grenzen gesetzt was die Quantität betrifft. Bei zwei bis drei ist
das Ende der Fahnenstange oft schon erreicht. Der Qualität der Haltung wie auch der
Welpenaufzucht kommt das natürlich nur zugute. Geld verdienen lässt sich auf diese
Weise allerdings nicht. Im Gegenteil.
Der Auswahl der Zuchthunde widmen wir besondere Aufmerksamkeit. Setzen wir einen
eigenen Rüden ein, wissen wir natürlich recht gut, was er wesensmäßig in sich trägt.
Lassen wir unsere Hündin von einem fremden Rüden decken, wissen wir über dessen
Wesen naturgemäß wenig und nichts über seine erblichen Wesensanlagen. (Prägung
und Erziehung vererbt er ja nicht.)
Anders sieht es bei der Zuchthündin aus. Seit etlichen Generationen haben wir nur noch
Mädels aus eigener Zucht. Sie sind sozusagen seit dem Zeitpunkt ihrer Zeugung bei uns.
Und wenn wir erwägen, aus einem Wurf eine Kleine bei uns zu behalten, werden alle
Welpen mit ganz besonderen Argusaugen in ihrem Verhalten beobachtet, um möglichst
“die Richtige” zu behalten.
Anders als manche anderen Züchter bevorzugen wir für die Zucht jedoch einen Hund, der
wenig dominant ist, der Streitereien möglichst aus dem Weg geht, der rundherum
ausgeglichen wirkt und harmonisch in sich ruht. Wahrscheinlich wird ein Hund solchen
Wesens auf Ausstellungen sich nicht so “zeigen” wie einer mit ausgeprägter Dominanz,
der ständig in Imponierpose das Umfeld nach möglichen Konkurrenten absucht.
Aber das halten wir auch nicht für die wichtigste Eigenschaft eines Lakeland Terriers.
Züchter, die heute noch im Brustton der Überzeugung behaupten: “Der Lakeland war ein
Jagdhund, und das soll er auch bleiben”, haben m.E. die Zeichen der Zeit nicht erkannt.
Wir sind der Auffassung, dass wir heute keinen Lakie mehr brauchen, der allem, was
klein und schnell ist, nachrennt und es packt und schüttelt, bis es schlapp im Fang hängt
und nicht mehr quiekt. Was wir heute brauchen, ist ein freundlicher, umgänglicher und
handhabbarer Familienhund. Er darf lebhaft und auch ein bisschen keck sein. Dominanz
und Schärfe, die der Lakeland für seine früheren Aufgaben brauchte, sind heute jedoch
absolut unerwünscht.
Nirgends auf der Welt werden Lakies in erkennbarer Zahl zur Jagd eingesetzt. Es gab überall alteingesessene Jagdhundrassen, die auch nur von Jägern gehalten werden sollten. Selbst im Herkunftsland des Lakeland Terriers wird nur mit dem gejagt, was der Lakie VOR seiner Rasseanerkennung mal war. Und auch der alte Name ist geblieben: Fell- oder Patterdaleterrier. Hunde von ausgeprägter Schärfe, die für die reine Familienhaltung absolut ungeeignet sind.