Jeder wünscht sich einen “tollen Hund”. Aber was ist das eigentlich? Würde man sich an
einer Definition des Begriffes “guter Hund” versuchen, würden - zumindest en Detail -
zehn Menschen wahrscheinlich zehn verschiedene Definitionen abgeben.
Allgemein ausgedrückt könnte man sich vielleicht auf folgendes einigen:
Ein guter Hund der heutigen Zeit lässt sich im wesentlichen in allen alltäglichen Situationen ohne größere Probleme in die menschliche Gemeinschaft integrieren, ohne dabei vermenschlicht zu werden oder seine Persönlichkeit als Hund zu verlieren.
Das hört sich leichter an als es tatsächlich ist. Zu früheren Zeiten, als Hunde noch eher
“Nutztier” als “Kumpel des Menschen” waren, war die Definition viel einfacher: Die
Aufgaben des jeweiligen Hundes waren klar umschrieben, an ihnen konnte man die
Fähigkeiten des Hundes messen; der Rest interessierte kaum.
- Der Wachhund sollte bellen, wenn Fremde kamen, notfalls auch beißen, um das Hab und Gut zu verteidigen, wenn sich die Fremdlinge nicht sofort zurückzogen.
- Der Hütehund sollte dem Hirten helfen, seine Tiere beisammen zu halten. Gleichzeitig sollte er seine Herde gegen Gefahren (z.B. hungrige Wölfe oder anderes Raubwild) verteidigen.
- Jagdhunde halfen dem Menschen bei der Jagd auf Wild. Entweder als Nahrung oder zwecks Dezimierung zum Schutz der menschlichen Ansiedlungen und ihrer Haustiere.
Die Aufgaben bei der Jagd waren vielfältig und teilweise sehr unterschiedlich:
Der eine half, Wild aus dem Erdbau zu treiben oder im Unterholz aufzustöbern, damit Jäger es erschießen konnten.
Andere Jagdhunde waren darauf spezialisiert, die Schweiß- (Blut-) Spur verletzter Tiere zu verfolgen und dem Jäger anzuzeigen, wenn das Tier gefunden war, damit dieser es erlösen konnte.
- Schlittenhunde waren eine unentbehrliche Hilfe für die Menschen, die in Eis und Schnee lebten. Trotz Motorschlittens kann man in manchen Gegenden selbst heute nicht auf sie verzichten, obwohl sie heutzutage vorwiegend nur noch für den Schlittenhundesport gehalten werden. Von ihnen wurde in erster Linie Zugkraft gefordert, gepaart mit Gemeinschaftsfähigkeit und eiserner Gesundheit.
Was aber erwarten wir von einem “guten Hund” heute?
Wachen, Fremde verbellen, gar beißen? Bellen, naja, aber nur nicht zu laut oder zu lange (die Nachbarn!). Und beißen?! Hm...
Hüten? Die Kinder, - ja, das wäre gut. Kommt dann aber ein Fremder dem Kinderwagen zu nahe, und der Hund grollt oder schnappt gar nach ihm, ist das Theater groß, und schnell ist die Rede vom “bösen Hund”, obwohl dieser doch nur seine Arbeit getan hat.
Also jagen. Aber was? Bällchen und Stöckchen. Solche Spiele finden Menschen super.
Wenn der Hund jedoch ein Kaninchen oder gar ein Kleinkind jagt, ist das Geschrei schon wieder groß. Dabei ist es doch derselbe Hetztrieb, der nicht zwischen Ball, Stock, Kleinwild oder Kleinkind unterscheidet.
Wie man es dreht und wendet, der arme Hund macht es immer falsch und ist letztlich der Dumme.
Wo ist der Ausweg aus diesem Dilemma? Mal wieder ist der Mensch als der Überlegene gefordert. Mehr denn je obliegt ihm die wichtige Aufgabe, die Fähigkeiten des Hundes “in geordnete Bahnen” zu lenken, zu fördern, was heutzutage erwünscht ist, andere Eigenschaften zu kappen und/oder umzulenken, wenn sie im heutigen Sozialgefüge nicht mehr brauchbar sind.
Eine wahrlich schwere Aufgabe, zumal wenn man dabei noch darauf achtgeben will, dass
der Hund trotzdem noch ein Hund bleiben darf!