Die caniden Entwicklungsphasen “Vom Welpen zum Hund”

Eine kurzgefaßte Übersicht von dem
Verhaltensforscher (Eberhard Trumler † 1991)

Woche 1 und 2 = Vegetative Phase:

Angeborenes Verhaltensinventar, das bereits bei der Geburt voll entwickelt ist. - Strampeln, Maulöffnen, Unlust-Laute, Kreiskriechen, Suchpendeln des Kopfes, Fellbohren, Lecksaugen, Abstemmen mit Hinter-, Milchtritt mit Vorderpfoten. Keine sozialen Kontakte, kein Umweltbezug, kein Lernen.

Woche 3 = Übergangsphase:

Riechleistung wird erkennbar; Augen und Ohren öffnen sich zwischen dem 9. und dem 15. Tag; Seh- und Hörfähigkeit entwickeln sich zwischen dem 17. und 21. Tag. Erster Umweltbezug, erstes Kennenlernen von Mutter und Geschwistern. Fortbewegung: gezieltes Kriechlaufen.

Woche 4 bis 7 = Prägungsphase:

Reifen der arteigenen Bewegungs- und Ausdrucksweise; Sinnesorgane voll entwickelt. Durchbruch der Milchzähne, Aufnahme fester Nahrung löst bis zum Ende dieser Periode das Saugen ab. 21./22. Lebenstag: Erstes Lagerverlassen. Neugierde und Lerntrieb, angeborene Lernbegabung prägt Welpen auf Artgenossen und den Menschen, falls sich letzterer ausreichend viel mit dem Welpen beschäftigt - was die künftige Kontaktbereitschaft bewirkt.
Hunde ohne menschliche Kontakte in dieser Periode bleiben zeitlebens scheu!
Erkunden der engeren Lagerumgebung unter starker Heimbindung. Absetzen zwischen Beginn der 7. und Ende der 8. Woche.

Woche 8 bis 12 = Sozialisierungsphase:

Weiterentwicklung des Sozialverhaltens im Spiel, zunehmende Spiele aus dem Bereich des Nahrungserwerbs, erste Meutespiele, sexuelle Spiele untereinander. Welpenerziehung mit Disziplinieren übernimmt der Rüde (fehlt er, die Mutterhündin). Erkunden der weiteren Umgebung, geringere Heimbindung. Jetzt muß Mensch-Hund-Beziehung vor allem über das Spielen ausgebaut werden. Welpen wenigstens kurzfristig von den Geschwistern trennen, Einführen in die menschliche Umwelt, Erhaltung der naturgegebenen Stubenreinheit durch entsprechende Hilfestellung. Aufbau der Mensch-Hund-Spielgemeinschaft legt künftige Lernfreudigkeit fest. Mensch als disziplinierender Elternkumpan.

Woche 13 bis 16 = Rangordnungsphase:

Im Freileben Lösung von Eltern- und Heimbindung, weiteres Umherstreifen, ´Lausbubenalter´. Austragen der Rangordnung unter einander. - Jetzt muß Vorherrschaft des Menschen als Rudelführer durchgesetzt werden. Übergang vom Spiel zu disziplinierterem Verhalten. Täglich 15´ kleine Gehorsamsübungen langsam ausbauen. Welpen dabei niemals überfordern!

Monat 5 und 6 = Rudelordnungsphase:

Volle Anerkennung der Autorität des Rudelführers, freiwillige Eingliederung in die Gruppe, Ausbildung der ´Gefolgschaftstreue´, Partnerbindung Freude an Zusammenarbeit.

Monat 7 bis 12 = Pubertätsphase:

Dauer rasseabhängig; nach Eintritt der ersten Läufigkeit der Hündin abgeschlossen. Beinheben des Rüden und dessen Deckfähigkeit setzen ein. Ab jetzt geregelte Ausbildung.

Monat 12 bis 18 = Reifungsphase:

Vom 18. Lebensmonat an ist der Hund psychisch kaum noch veränderbar - es zeigt sich nun, ob er unter guten Umweltverhältnissen aufgewachsen ist. Hält nun die Lernfreudigkeit und freundliche Kontaktbereitschaft an, war dies der Fall.

 

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